Im Rahmen der zweiten Dokumentation des Projektes NOTORIOUS wird von den Autorinnen Sara Bundtzen und Paula Matlach die Debatte in den sozialen Medien über die Gaspreiskrise in Deutschland im Jahr 2022 als ein Use Case mit breiter politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz untersucht. Dazu werden definitorische und methodische Fragestellungen erarbeitet sowie Ergebnisse der Untersuchung, zunächst mit einem Fokus auf die Social-Media-Plattform Twitter, vorgestellt.
Im Kontext der Gaspreiskrise 2022 in Deutschland in der Folge des russischen Angriffkriegs gegen die Ukraine verdrehten untersuchte Twitter-Beiträge in verschiedenen Maßen Kausalität und Korrelation. Dies trägt zu der Verbreitung von Mis- und Desinformation bei. Social-Media-Influencer:innen und Akteur:innen, darunter AfD-Accounts, AfD-nahe Accounts sowie Accounts des rechten und verschwörungsideologischen Milieus, führten dabei die Gasknappheit und die steigenden Energiekosten allein auf eine ideologische Böswilligkeit der Bundesregierung zurück.
Insbesondere die Grünen und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck waren in diesem Kontext neben faktenbasierter Kritik häufig (personenbezogenen) Anfeindungen sowie manipulierter und irreführender Informationen ausgesetzt. Das Nutzen von Feindbildern, insbesondere gegen Politiker:innen der Grünen, ist eine im rechten Spektrum weit verbreitete Taktik im Rahmen eines »Kulturkampfes« mit dem Ziel ein Gemeinschaftsgefühl zu stärken und die Debatte emotional aufzuladen (Grieß, 2021; Matlach & Janulewicz 2021).